Vaterlandsliebe

Wie bekennt man sich heute in diesem Land zu seinem Land - auch unter Berufung auf positive Aspekte Preußens und des Deutschen Kaiserreiches - ohne in die Klischee-Schublade „Rechtspopulist“, „Nationalist“ oder gar „Nazi“ zu geraten? Genau das ist das Dilemma in diesem Deutschland, das so sehr von Selbstgeißelung und Selbstverleugnung bestimmt ist – eben die Kunst, ein Deutscher zu sein.

Aber gehen wir doch auf die drei ebenso gerne wie reflexartig in den Ring geworfenen Propagandabegriffe bzw. "Totschlagargumente" ein:

Häufig wird „Nationalismus“ unterstellt, wo es tatsächlich um eine patriotische Gesinnung geht. Patriotisch ist, wer sein Land liebt, wem dessen Wohlergehen am Herzen liegt und wer für eine wahrhaftige kritische Würdigung der nationalen Geschichte in ihrer Gesamtheit eintritt. Der Nationalist hingegen stellt das Wohl des eigenen Volkes über das aller anderen Völker, ist dabei unkritisch gegen sich selbst und versucht, dunkle Aspekte der eigenen nationalen Geschichte in Gänze zu verdrängen oder ins Gegenteil zu verkehren. Der Unterschied ist also gravierend, eine Unterscheidung dringend geboten.

Nun zum „Rechtspopulismus“. Abgesehen davon, dass der Begriff „Rechts“ sogar schon dort der Stigmatisierung ausgesetzt ist, wo es in der Sache um Familienwerte und die Pflege von Traditionen geht, ist insbesondere der Begriff des "Populismus" näher zu beleuchten. Der Blick in ein Nachschlagewerk lohnt sich. Dort liest man von einer opportunistischen Politik, die der Gunst der Massen folgt. Nun ja, sich von vorherrschenden Meinungsdogmen und der politischen Korrektheit unserer Tage abzugrenzen, indem man ungeschminkten aktuellen wie historischen Fakten folgt, erfüllt wohl kaum diesen Tatbestand. Vielmehr ist dies ein steiniger, bisweilen sehr einsamer Weg, denn unbequeme Wahrheiten laufen den Gesetzmäßigkeiten unserer Spaßgesellschaft zuwider. Unbequeme Wahrheiten müssen sich zu den mannigfaltigen Alltagsproblemen des gemeinen Bürgers gesellen, der indes nur noch nach Ablenkung lechzt. - Wer also den Begriff Rechtspopulismus derart unzutreffend gegen Andere richtet, betreibt selber den wahren Populismus.

Fehlt noch der gleichermaßen emotionsgeladene wie nebulöse Begriff „Nazi“. Die Schuldstrategen haben dabei ganze Arbeit geleistet. Es handelt sich um die wohl größte und gängigste Worthülse mit Schubladencharakter im deutschen Sprachgebrauch. Und doch ist sie im Grunde leicht ad absurdum zu führen, indem man sie in Gänze ausspricht: „Nationalsozialist“. - Sehr aufschlussreich, die beiden Teilbegriffe „National(ist)“ und „Sozialist“. Welcher bisweilen als „Nazi“ beschimpfte würde sich tatsächlich als das eine, das andere oder gar als beides begreifen? Noch abenteuerlicher wird es mit der naheliegenden verbalen Erweiterung zur „Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiterpartei“. Aha, nun sitzt also auch noch die Arbeiterschaft mit im gebrandmarkten Boot. Langsam wird es wahrlich verwirrend.

Es ist höchste Zeit, den immerwährend weitervererbten nationalen Schuldkomplex durch einen maßvollen und dabei selbstbewußten Patriotismus in Verantwortung zu ersetzen. Erinnern wir uns wieder der Ursprünge unserer Nationalfarben und repräsentieren wir eine Nation, die, für alle sichtbar, von gelebter Diskussionskultur und offenem Dialog getragen ist.
Denn merke: Wer seine eigene Geschichte ausradiert, verstümmelt oder nur nach dem gerade aktuellen Zeitgeist ausrichtet, darf sich nicht wundern, wenn er vergeblich nach gesellschaftlicher Geborgenheit sucht und in absehbarer Zeit ganz in der kulturellen Bedeutungslosigkeit verschwunden ist.

Andreas Reinhardt / Beitrag v. 05.12.2015

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