Wir und die Welt - eine kritische Bestandsaufnahme  (Teil 2)

Derzeit hecheln Deutschland und die EU dermaßen hysterisch und unreflektiert hinter ihrer "Willkommenskultur" und zivilisatorisch-moralischen Ansprüchen her, dass eine Frage mir geradezu unter den Nägeln brennt: Wie verträgt sich das mit der haarsträubenden Subventionspolitik, die Brüssel bis ins hinterste Schwarzafrika trägt?!

Als Beispiel möchte ich eine persönliche Erfahrung aus dem zentralafrikanischen Gabun anführen:

Als ich nach all dem delikaten Fleisch dort heimischer Wildtiere - selbstverständlich kein Buschfleisch geschützter Arten (ich betone das ausdrücklich, um eventueller reflexartiger Empörung vorzubeugen ...) - den Appetit auf ein ordinäres gabunisches Hähnchen verspürte und dementsprechend auch artikulierte, musste ich eine neue Lektion in puncto Realitätsverlust hinnehmen. Das bis dahin fröhlich und zuvorkommend gestimmte einheimische Restaurant-Personal brach in kollektives Gelächter aus, das nach meinem Dafürhalten nunmehr von Hohn und Spott gespeist war. Zu meiner großen Überraschung kam selbst der kochende Inhaber aus der Küche, um den unwissenden weißen Gast in Augenschein zu nehmen. Höflich wie er war, setzte er sich zu mir und klärte mich auf. Dieser afrikanische Unternehmer nahm mir die Illusion von freilaufenden afrikanischen Hühnern, die aufgrund von natürlicher Umgebung und Fütterung zudem besonders schmackhaft hätten sein sollen:

"Lieber Freund, um Geflügel zu essen hätten Sie nicht extra aus Europa hierher kommen müssen. Das wird uns tiefgefroren aus Frankreich geliefert."

Umso ernster informierte er mich im Folgenden darüber, dass aufgrund des Subventionsdumpings der EU, selbst die in Ghana einstmals so vorbildliche Geflügelindustrie zusammengebrochen sei, was Tausende Menschen dort den Job gekostet hätte. Meine anschließenden Recherchen haben diese Aussage bestätigt.

Wenn man sich klar macht, dass der Fleisch- und Agrarsektor nur die Spitze des Eisbergs ist, kann man sich gut eine enorme Zahl allein an erwerbslosen Schwarzafrikanern vorstellen, die auf Kosten Brüssels gehen. Fairer Wettbewerb sieht anders aus.  An der Stelle sei auch auf Altbundespräsident Horst Köhler verwiesen, der einmal darauf hingewiesen hat, dass bestehende Handelsverträge zwischen europäischen und afrikanischen Ländern z.T. noch aus der Zeit der erlangten Unabhängigkeit stammen würden und entsprechend zum Nachteil der Afrikaner konzipiert seien - ganz offensichtlich als Preis für eben diese Unabhängigkeit.

Verehrte Polit-Prominenz in Brüssel, verwenden Sie weniger Zeit darauf, EU-kritische Stimmen als Nationalisten und Spalter Europas zu diffamieren oder den wichtigen und einflussreichen Nachbarn Russland zu bekämpfen. Kümmern Sie sich mit dem gleichen Engagement stattdessen um die zahlreichen hausgemachten Fehlentwicklungen, die Sie außerhalb der europäischen Grenzen zu verantworten haben. Vermutlich hätte der Ansturm auf Europa, wie wir ihn derzeit ohnmächtig miterleben müssen, dann so nicht stattgefunden.

Andreas Reinhardt / Beitrag v. 23.03.16

 

 

 

 

 

 

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